Wiederbelebung einer Viking Dragonfly

Viele Restaurationen oder Grundüberholungen sind gleichwertig zu einem Neubau. Es ist die gleiche Thematik und damit passt es gut hier hin.
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Re: Wiederbelebung einer Viking Dragonfly

Beitrag von Admin »

ako hat geschrieben:Hallo Tim,
Ich nehme an, Du machst erstmal eine vorläufige Verkehrszulassung zur Flugerprobung. Dann kannst Du das ELT von der Einkaufsliste streichen. Das brauchst Du erst bei endgültiger VZ und mittlerweile reicht dann nach EASA Regeln auch ein PLB (so ein tragbares, persönliches)....
Super Hinweise, Andreas! Wusste ich bisher auch noch nicht.
Geht das LBA denn bei den ELTs mit der EASA-Meinung mit und es reicht für alle D-EXXX in D somit ein PLB?
Viele Grüße, Tim.
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Re: Wiederbelebung einer Viking Dragonfly

Beitrag von Admin »

So, die ersten Ersatzteile sind angekommen.

1. AN-Schrauben zur Befestigung der Flügel am Rumpf. Sie sind also gleichzeitig Querkraftbolzen. 4 Stk pro Flügel.
Bestellt habe ich eine Längen-Auswahl bei http://www.aircraftspruce.eu. In Anbetracht der wirklich schwierigen Beschaffung von AN-Schrauben in Deutschland sind die Preise sogar fair. Nur der Versand ist recht hoch. Service und Lieferzeit sind top!
Für Alles im Foto habe ich inkl. Versand 40,- bezahlt.
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20170410_184626.jpg (33.27 KiB) 13682 mal betrachtet
2. Für den MT-Propeller fehlten die Muttern. Diese habe ich bei MT bestellt. Service und Lieferzeit sind Top. Die Preise machen keinen Spaß. Für 6 Muttern mit Scheiben (sehen jeweils aus wie Normteile, Bezeichnung kenne ich aber nicht) und Versand musste ich 70,- hinlegen. Dafür gibt es zwar noch ein Form1 dazu... aber das wäre mir nicht so wichtig beim Amateurbau.
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20170410_184759.jpg (31.99 KiB) 13682 mal betrachtet
3. Bei Limbach hatte ich auch etwas angefragt - nach einer Woche kam die Antwort, dass meine Anfrage so schnell wie möglich bearbeitet wird. Bis heute habe ich nicht wieder etwas gehört... Service unter aller Sau. Den Rest kann ich nicht beurteilen.
Viele Grüße, Tim.
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Re: Wiederbelebung einer Viking Dragonfly

Beitrag von Baby »

Au jaa... über diese AlieN Schrauben hab ich auch schon geflucht!
Ich hab die ganzen Klingonenschrauben beim Bau der Mustang gegen metrische ausgetauscht. Da hab ich jetzt eine ganze Krabbelkiste Eisenschrott hier stehen. Ich hatte gedacht, das Thema wäre damit für mich erledigt, aber jetzt bei der Slingsby ist das Zeugs ja wieder verbaut.... :shock: Immerhin hab ich da jetzt genug Reserve.
Wenn du mal eine oder zwei brauchst, sag bescheid!

Grüße!
Robert
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Re: Wiederbelebung einer Viking Dragonfly

Beitrag von Admin »

Baby hat geschrieben:Au jaa... über diese AlieN Schrauben hab ich auch schon geflucht!
...
Wenn du mal eine oder zwei brauchst, sag bescheid!
Danke für das Angebot. Wie gesagt finde ich die Preise für AN-Schrauben bei Spruce am Ende erträglich. LN-Schrauben (dt. Luftfahrtnorm) wären sicher nicht günstiger.
Interessant wäre zu wissen um welche Gewinde und Festigkeit es sich bei den Propellermuttern des MT-Propellers handelt. Im Moment bedeutet da jede Mutter = ca. 8,- Euro!!! Einmal Propeller abschrauben würde korrekterweise immer gleich 70,- Euro bedeuten, da Stoppmuttern ja nicht wiederverwendet werden sollen...
Viele Grüße, Tim.
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Re: Wiederbelebung einer Viking Dragonfly

Beitrag von Admin »

Unsicherheit gab es nun noch bei den Zündmagneten der Marke Slick.
Wir waren nicht sicher, ob die auch nach Kalenderzeit oder nur nach Flugzeit ausgebaut und gecheckt werden müssen.

Einen Technische Mitteilung der Firma Limbach schafft dazu Klarheit:
http://www.limflug.de/en/support/downlo ... n=download
Mit etwas Mühe habe ich es geschafft die Typenschilder der Magneten zu fotografieren.
Mit etwas Mühe habe ich es geschafft die Typenschilder der Magneten zu fotografieren.
20170503_164944.jpg (290.07 KiB) 13660 mal betrachtet
Die Magnete 4201, die wir verbaut haben, müssen bei Doppelzündung (haben wir) nur alle 500 Betriebsstunden ausgebaut, zerlegt und geprüft werden. Nach 1000 Stunden müssen sie grundüberholt werden.
Das erleichtert mich ziemlich, da ein Ausbau der Magnete in diesem Flieger ziemlich aufwändig wäre (Motor demontage vom Rumpf - Verkabelung trennen etc.).

Sichtkontrolle und Einstellung des Zündzeitpunkt ist alle 100 Betriebsstunden nötig - das werden wir wohl hinkriegen.

Die Idee ist ja weiterhin das Gerät erstmal mit möglichst wenig Mühe in die Luft zu bekommen, um dann die grundsätzliche Eignung des Antriebs zu bewerten bevor aufwändig Zeit und Geld investiert wird.
Viele Grüße, Tim.
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Re: Wiederbelebung einer Viking Dragonfly

Beitrag von Admin »

Wir haben den unteren Flügel jetzt mal etwas geputzt. Glücklicherweise haben wir keine Beschädigung des Flügellaminats finden können. Es gibt aber einige Lackkratzer, die später ausgebessert werden müssen.
Unterer Flügel geputzt.
Unterer Flügel geputzt.
IMG-20170506-WA0000.jpg (179.23 KiB) 13660 mal betrachtet
Etwas Motorenöl haben wir über die Zündkerzenöffnungen in die Zylinder gegeben, damit der Motor nicht ganz so trocken läuft beim ersten Anlassen.
Etwas Öl wurde in die Kerzenöffnungen gegeben.
Etwas Öl wurde in die Kerzenöffnungen gegeben.
IMG-20170506-WA0006.jpg (239.17 KiB) 13660 mal betrachtet
Außerdem haben wir das Spornrad neu bereift... da musste ich lernen, das Schläuche sehr verschiedene Ventile haben können. Der Schlauch den ich neu hatte hat ein Ventil TR87 - das steht seitlich leider zu weit aus der Felge heraus und schlägt an der Sporradgabel an. Das Ventil mit der Bezeichnung DIN 7777 ist 5mm (28 gegen 33mm) kürzer und sollte gehen. Schlauch ist bestellt.
Spornrad und Radschuh. Der Schlauch muss leider noch einmal gewechselt werden.
Spornrad und Radschuh. Der Schlauch muss leider noch einmal gewechselt werden.
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Viele Grüße, Tim.
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Re: Wiederbelebung einer Viking Dragonfly

Beitrag von Admin »

Zu der Leistungsthematik bei diesem Flieger gibt es immer wieder neue Erkanntnisse/Fragen, die bestätigen, dass es das Beste ist, das Gerät mal in Betrieb zu nehmen und sowohl Start- als auch Steigleistung korrekt zu vermessen.

Mir ist jetzt aufgefallen, dass der Propeller, der mit dem Flugzeug mitgegeben wurde, einen Durchmesser von 1500mm besitzt. In der ganzen Dokumentation des Flugzeugs ist aber immer von 1350mm die Rede. Dieser Flugzeugtyp leidet in der Regel unter kleinen, weniger Effizienten Propellern, weil die Bodenfreiheit sehr gering ist. Nun hat meien Dragonfly als einzige (die ich kenne/gesehen habe) ein gefedertes Schwingenfahrwerk, dass offensichtlich nachgerüstet wurde. Man könnte also vermuten, dass die Fahrwerksfederung zur Erhöhung der Bodenfreiheit für den Anbau eines größeren Propellers eingebaut wurde. Mal sehen wie das Ganze dann da steht mit Flügel und Propeller am Rumpf montiert. :-)
Viele Grüße, Tim.
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Re: Wiederbelebung einer Viking Dragonfly

Beitrag von Admin »

Es ist mal wieder ein bisschen voran gegangen:

Die Radbremsen wurden in Stand gesetzt. Dazu war aber gar nicht viel zu tun. Räder ausgebaut. Alles gereinigt. Alte Bremsflüssigkeit unten an der Bremssattel-Entlüftung ablaufen gelassen. Dann Oben an den Reservoirs etwas neue leuchtend rote Flüssigkeit eingefüllt und laufen lassen bis diese auch unten wieder austrat. Dann war klar, dass alles alte raus war. Befüllt wurde dann mit Einwegspritze von unten durch die Entlüftungsschraube. Hat wunderbar geklappt und war gleich ohne Lufteinschluss.

Dann sollte heute der Rumpf auf den Canardflügel/das Fahrwerk aufgesetzt werden. Glücklicherweise stand wieder der mobile Portalkran zur Verfügung. So konnte der Rumpf am Motorträger angehoben werden. Am Spornrad ist nicht viel Last - ein Werkstattwagen hat als Stütze gereicht.
Ganz praktisch so ein Kran
Ganz praktisch so ein Kran
20170926_143701.jpg (175.23 KiB) 13511 mal betrachtet
Der Flügel wurde dann darunter gerollt und es hat auch gerade so gepasst mit dem Kran, durch die Verjüngung und negative V-Form des Flügels.
Passt genau mit Flügel und Kran
Passt genau mit Flügel und Kran
20170926_172822.jpg (200.94 KiB) 13511 mal betrachtet
Beim Versuch die vier Hauptbolzen (AN5-Schrauben) des Canardflügels einzusetzen ging die Mühe dann los. Zwei Bolzen sitzen vorn und müssen von vorn durch einen Rumpfspant und Aluminiumlaschen gesteckt werden, die oben aus dem Flügel herausragen. Dort kommt man übrigens nur durch hineinräkeln von den Sitzen aus ran. Die anderen Beiden sitzen hinten und werden durch einen Rumpfspant in die hinterkante des Canardflügels geschraubt (dort sind Inserts mit Gewinde verbaut).
Die erste Zeit sahen wir überhaupt keine Chance überhaupt irgendeinen Bolzen zu stecken, da alle Löcher um 0,05 bis 0,5mm außerhalb der Flucht waren. Es schien als müsse der Flügel noch näher an den Rumpf heran. Flügel und Rumpf hatten aber schon einen sehr kleinen und gleichmäßigen Spalt. Weiterhin ist die Passung der beiden Bauteile zueinander so eng, dass der Flügel schon ohne jeden Bolzen fest im Rumpfausschnitt liegt und sich da nicht viel zueinander bewegt. Daher war "Jackeln" und Wackeln auch keine richtige Hilfe.
Irgendwann haben wir es dann doch geschafft, das sich die beiden vorderen Bolzen mit etwas Überredung stecken ließen. Puh!
Die hinteren gingen auch in weiteren Stunden des Probierens nicht hinein. Wir haben dann erstmal aufgegeben.
Ich habe gesagt, das wir das mal über Nacht sitzen lassen, dann kommt es vielleicht mit der Zeit noch etwas näher zusammen... mal sehen. Morgen geht es weiter.

Falls aber jemand noch einen wertvollen Tip hat - immer her damit!!
Viele Grüße, Tim.
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Re: Wiederbelebung einer Viking Dragonfly

Beitrag von Admin »

Juchheeeee!!!! Es wurde geschafft.
Mit frischem Kopf und neuer Kraft wurde heute weiter gemacht.
1. Habe ich mir aus einer der alten Schrauben an der Schleifmaschine einen Dorn gemacht, um die Ausrichtung der Teile damit herbeizuführen. Also erst Dorn mit konischer Spitze einschieben und so lange probieren, bis der ganz reingeht.
Dorn zum Ausrichten der Bolzenbohrungen - aus alter Schraube am Schleifbock gezaubert
Dorn zum Ausrichten der Bolzenbohrungen - aus alter Schraube am Schleifbock gezaubert
20170927_171852.jpg (173.39 KiB) 13492 mal betrachtet
2. Ich habe auch nochmal versucht den Flügel an der Hinterkante nicht näher zum Rumpf hin sondern wieder einen halben Milimeter weg zu lassen. Mit dem Dorn konnte ich dann genau fühlen, dass es so besser wurde.

Schwuppdiwupp waren dann alle vier Bolzen drin! :-)

Dann wurden noch ein paar Kleinigkeiten gemacht und der Propeller schon mal angesetzt. Muss aber noch mit Drehmoment nachgezogen werden.
Das sieht doch schon ganz gut aus!
Das sieht doch schon ganz gut aus!
20170927_172201.jpg (130.58 KiB) 13492 mal betrachtet
Leider geht es vor nächster Woche nicht weiter - würde so gern bald den Motortestlauf machen! :-)
Viele Grüße, Tim.
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Re: Wiederbelebung einer Viking Dragonfly

Beitrag von Admin »

Juuuuchheeeee! Der Motor ist gelaufen - und gar nicht mal so schlecht!

Ich habe die Zündschalter neu mach müssen. Durchmessen der Neuinstallation mit dem Durchgangsprüfer war etwas verwirrend, da offenbar durch die Zündspule des Magneten auch bei eingeschalteter Zündung Durchgang auf Masse besteht. Positiv überraschend war, dass das gesamte Elektriksystem im Flugzeug noch wunderbar funktioniert. Anzeigelampen, Tankanzeige, Benzinpumpe, Anlasser, elektrischer Verstellpropeller etc.
Nachdem ich noch 20 Liter alten Sprit (15 Jahre?!?) durch das Drainventil abgelassen (dauert eine Weile - ich hatte max. 5l erwartet) habe und dafür 20 Liter frisches Super Plus 98 eingefüllt habe wurde das Flugzeug draußen an einem Pflock angebunden. Ein Freund hat sich hinten am Heck positioniert, um es unten zu halten. Um etwas Batteriereserve für die Anlassversuche zu haben wurde ein Auto daneben geparkt und ein Starthilfekabel angeschlossen.
Nach ein paar Versuchen ohne das der Motor einen Muks gemacht hat, dachte ich mir, das das eigentlich zu erwarten war. Entäuscht war ich trotzdem.
Mit Kühlpausen für den Anlasser habe ich weitergemacht und mit den Stellungen von Gas und Choke experimentiert. Irgendwann nach nicht all zu langer Zeit kamen dann die ersten Zündungen. Unspektakulär gedämpft und leise wirkt das Ganze in diesem Flugzeug. Ich vermute es ist die Bauweise, die wenig zu Vibrationen und Schallübertragung neigt.
Starten ging dann zuverlässig immer wieder mit Choke voll gezogen und Gas bei ca. 1/4. Danach Choke reinschieben ließ den Motor ruhiger laufen und dei Drehzahl steigen, aber ganz ohen Choke ging der Motor aus. Ich vermute der Motor brauchte doch noch etwas Zeit zum warm werden. Am Ende lief er konstant bei leicht gezogenem Choke. Der Motor lief eigentlich von Beginn an auf allen 4 Zylindern.
Wir mussten dann leider abbrechen, weil es schon spät war und mein Helfer im Propellerwind fast erfroren ist. Mit gut fest- und niedergebundenem Flugzeugheck geht es dann hoffentlich bald weiter.

Wehmutstropfen: Unter dem Motor hat sich eine deutliche Ölpfütze gebildet... ich hoffe das wird kein größeres Problem.
Viele Grüße, Tim.
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